Geschichte des Schützenvereins Himmelpforten e.V.
An einem Sommerabend im Jahre 1900 versammelten sich auf Anregung des Kaufmanns August von Lowtzow 10 Himmelpfortener Bürger im Gasthaus Spreckelsen (später Kutscher´s Hotel), um den Schützenverein ins Leben zu rufen. Mit der Eintragung der anwesenden Personen in eine herumgereichte Liste wurde der Gründungsakt vollzogen. Die hiernach vorgenommene Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis: 1.Vorsitzender: Kaufmann August von Lowtzow 2.Vorsitzender: Landwirt Jürgen Koopmann 1.Schriftführer: Postverwalter Heinrich Möller 2.Schriftführer: Kaufmann Max Bösch 1.Kassierer: Sparkassenrendant Carl Deede 2.Kassierer: Molkereiverwalter Wilhelm Meyer Inventarienverwalter: Lehrer Kiehne Es wurde beschlossen, nur Personen aufzunehmen, die das 23. Lebensjahr erreicht hatten. Das Eintrittsgeld wurde auf 3,- Mark und der jährliche Vereinsbeitrag ebenfalls auf 3,- Mark festgelegt. Innerhalb einer Woche erklärten weitere 18 Bürger ihren Beitritt. Am 19. Mai 1901 wurde auf einer am Himmelpfortener Wald gelegenen Weide der Schießstand eingeweiht. Das Interesse am Schießen war groß und schon am Einweihungstag wurden weitere Mitglieder aufgenommen. Nach Fertigstellung einer Schutzhütte beim Scheibenstand wurde am 03. August 1902 auf einem Platz im Walde, dem heutigen Waldsportplatz, das 1. Schützenfest gefeiert. Schützenkönig wurde der Kaufmann Amandus Koch mit 106 Ringen in 10 Schüssen. Im Jahre 1906 baute der Verein auf dem Grundstück am Wald für 4.790.- Mark eine solide Festhalle, die am 10. Juni 1906 eingeweiht wurde. Das letzte Schützenfest vor dem 1. Weltkrieg war am 27. Juli 1914. Nach dem Krieg versammelten sich die Mitglieder erstmals wieder am 21. Juni 1919. Die Vereinsanlagen wurden saniert, so dass bereits am 25. und 26. Juli 1919 das nächste Schützenfest gefeiert werden konnte. 1920 zählte der Verein 67 Mitglieder. Anlässlich des 25jährigen Bestehens im Jahre 1925 fand unter der Beteiligung befreundeter Vereine die Fahnenweihe statt. Diese erste Fahne ging später verloren und wurde erst Jahrzehnte später wieder gefunden. Während der Jubiläumsfeier konnten immerhin 21 Schützenbrüder für 25jährige Mitgliedschaft geehrt werden. In diesem Jahr wurde im übrigen auch ein eigener Verein der Jungschützen gegründet. Nach einem Versammlungsbeschluss im Jahre 1930 wurde diese Selbständigkeit weitestgehend wieder aufgegeben. Am 03. Juli 1927 wurde der Beitritt zum „Verband der Schützenvereine des Kreises Stade“ beschlossen. Nach langjährigen Beratungen gelang es dem Verein, brauchbare „Statuten“ zu entwickeln und Anfang 1933 die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Stade zu erwirken. Damit war auch die Voraussetzung gegeben, Eigentümer des gepachteten Schützenplatzes zu werden. Mit der Satzungsänderung vom 06. Dezember 1954 schaffte der Verein die Voraussetzungen für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Nach dem Schützenfest am 30. und 31. Juli 1939 ruhte die gesamte Vereinstätigkeit infolge der dann eintretenden Kriegswirren. Erst im Januar 1950 fanden sich 12 Schützenbrüder zusammen, um den Schützenverein wieder ins Leben zu rufen. Mit einem Königs- und Preisschießen in Kutscher´s Hotel wurde im Mai 1950 der Schießbetrieb mit dem Luftgewehr wieder aufgenommen. Das 50jährige Bestehen wurde am 05. November 1950 gefeiert. Am 12.September 1954 wurden eine neue Vereinsfahne sowie eine Fahne für die Jungschützenabteilung geweiht. Ursprünglich war beabsichtigt, auf dem alten Schützenplatz einen Kleinkaliberschießstand zu bauen. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde und Dank der Eigenleistungen tatkräftiger Schützenbrüder wurde aber am jetzigen Standort eine neue Anlage erstellt. Das Grundstück am Wald, auf dem bis zum letzten Weltkrieg die Schützenfeste stattfanden, wurde im Jahre 1962 aufgeforstet. Die Festhalle und der alte Baumbestand waren ohnehin ein Opfer der Nachkriegszeit geworden. Alles Holz wurde gestohlen und in Öfen verbrannt. Am 24. 03. 1999 wurde beschlossen, das Vereinsgrundstück im Tauschwege an die Gemeinde Himmelpforten zu übereignen. Der Verein hat dafür 2 landwirtschaftlich genutzte Flächen erhalten, wovon eine aufgeforstet wurde. 1960 wurden die ersten weiblichen Mitglieder aufgenommen. Die Damenabteilung entwickelte sich rasant und schoss bereits 1962 ihre „Beste Dame“ und 1963 ihre „Königin“ aus. Am 02. August 1960 wurde beschlossen, dass der Verein am Winterrunden-Luftgewehrschießen teilnehmen soll. Seitdem sind Mannschaften des Schützenvereins Himmelpforten eine feste Größe in den Winterrunden des Bezirksschützenverbandes Stade. Hinsichtlich der sportlichen Erfolge ist neben diversen Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften auf Bezirks- und Landesverbandsebene die jahrelange erfolgreiche Teilnahme Himmelpfortener Mannschaften an den Landesverbandsligen Luftgewehr und Kleinkaliber zu erwähnen. Auch bei den Wettbewerben der Ostepokalvereinigung und beim Samtgemeindeschießen sowie beim Landeskönigsschießen konnten sich immer wieder Schützinnen und Schützen aus Himmelpforten ganz vorne platzieren. Wegen des außerordentlich großen Interesses, Würdenträgerin oder Würdenträger zu werden, hat die Versammlung am 23. März 1976 beschlossen, dass die Würde König, Bester Mann, Königin und Beste Dame nur einmal errungen werden kann. Für die Damen gelten inzwischen aber Sperrfristen von jeweils 15 Jahren. Seit 1976 ermitteln auch die Jungschützinnen ihre Jungschützenkönigin und die Beste Dame. Bei den Kindern gibt es seit dem das Prinzenpaar. Im Jahre 1977 wurden die Planungen für einen neuen Luftgewehrstand mit Aufenthaltsraum, Sanitäranlagen und Parkplätzen aufgenommen. In intensiven Verhandlungen mit Vertretern der Gemeinde Himmelpforten wurde Einvernehmen über die Bereitstellung des benötigten Grundstücks und die finanzielle Beteiligung der Kommune erzielt. Die feierliche Einweihung der Schießsportanlage erfolgte anlässlich des Schützenfestes vom 09. bis 11. Juni 1979. Als weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte ist der Bau der Eulsete-Halle durch die Gemeinde Himmelpforten zu bezeichnen. Im Zusammenhang mit diesem Bauvorhaben ist der gesamte Kleinkaliber-Schießstand erneuert und überdacht worden. Diese Raumschießanlage kann seither ganzjährig von Gewehrschützen genutzt werden. Sie wurde am 07. Mai 1988 im Beisein vieler Ehrengäste in Betrieb genommen. Außerdem darf der Schützenverein die Mehrzweckhalle mit Sanitär- und Nebenräumen kostenlos nutzen, so dass für Schützenfeste kein Zelt mehr angemietet werden muss. Am 19.März 1993 wurde die Sperrfrist für die Königin und Besten Dame auf 15 Jahre festgsetzt. Seit 2022 gilt dies ebenso für die Würde des Besten Mannes. Die Altersgrenze für Jungschützinnen und Jungschützen wurde im Jahre 1993 auf die Vollendung des 29.Lebensjahres angehoben. Der Traditionsbereich hat folgende Erweiterungen erfahren: 1993 Musikkönigin/Musikkönig 1993 Könige aller Könige 1997 Königin aller Königinnen 2019 Feuerwehrkönigin/Feuerwehrkönig Es ist langjährige Tradition, dass das Schützenfest am 2. Wochenende im Juni und der Königsball am 1. Sonnabend im November gefeiert wird. Nach dem 2. Weltkrieg stand für die Veranstaltungen zunächst das Vereinslokal „Klosterkrug“ , Hauptstr. 6, zur Verfügung. In den Jahren 1965 und 1966 sowie von 1972 bis 1987 fanden die Schützenfeste im Zelt statt. Kutscher`s Hotel wurde Vereinslokal. Im Herbst 1995 wurde der Königsball erstmalig in der Eulsete-Halle gefeiert, weil Kutscher`s Hotel nicht mehr bewirtschaftet wurde. Vereinsversammlungen wurden in Witt`s Gasthof verlegt. Höhepunkte im Vereinsleben waren auch die Jubiläumsschützenfeste in den Jahren 1975 und 2000. Sie wurden mit vielen Attraktionen und in großer Harmonie gefeiert. Es konnten viele Abordnungen örtlicher Vereine und Verbände sowie befreundeter Schützenvereine aus der Umgebung willkommen geheißen werden. Präsidenten seit der Vereinsgründung waren August von Lowtzow, Claus Elfers, Wilhelm Wehber, Gustav Clemens, Heinrich Tomforde, Gerhard Zachow, Harald Burfeindt und Michael Meyer. Seit 2017 führt Lars Zimmermann als Präsident den Verein. Im Jahre 2006 löste ein Anruf aus Klein-Oschersleben bei den Verantwortlichen des Vereins große Freude aus. Die bereits vor langer Zeit verschwundene erste Vereinsfahne war im Zuge einer Haushaltsauflösung auf einem Dachboden wieder aufgefunden worden. Auf Einladung des Präsidiums besuchten die Finder Norbert Schulz und Dirk Schmidt das Schützenfest 2006, wo die Fahne beim Königsfrühstück unter großem Beifall aller Anwesenden den Vereinsmitgliedern präsentiert wurde. Norbert Schulz und Dirk Schmidt wurden für ihre große Tat zu Ehrenmitgliedern sowie Harald Burfeindt aufgrund seiner langjährigen Arbeit als Präsident zum Ehrenpräsidenten des Schützenvereins ernannt. Die alte Vereinsfahne wurde von der Firma Fahnen-Fleck aufwendig restauriert und steht seither bei allen Veranstaltungen des Schützenvereins Himmelpforten im Mittelpunkt. Auch das Schützenfest 2014 ist in die Geschichte des Vereins eingegangen. Einmalig wurde die lebenslange Sperre für die Königswürde aufgehoben, um jedem Schützen die Möglichkeit zu geben, 100.König des Schützenvereins Himmelpforten zu werden. Der damalige Präsident, Michael Meyer, proklamierte vor großem Publikum unter tosendem Applaus einen sichtlich gerührten René Kühlke zum Jubiläumskönig. Im Herbst 2014 begannen dann umfangreiche Umbauarbeiten in der Schießsportanlage, um insbesondere den Luftgewehrstand auf den neuesten Stand der Technik mit voll elektronischen Scheiben zu bringen. Dies konnte nur durch umfangreiche Eigenleistungen des Vereins verwirklicht werden, wobei sich viele Vereinsmitglieder durch freiwillige und zeitintensive Mitarbeit auszeichneten. Die feierliche Einweihung mit diversen Gästen fand am 14.09.2014 statt. Mit großer Unterstützung des seit 2017 existierenden Fördervereins, großzügigen Zuschüssen sowie erneuter umfangreicher Eigenleistungen der Vereinsmitglieder wurde es dann Anfang 2023 möglich, auch den Kleinkaliberstand auf voll elektronische Scheibenanlagen umzurüsten. Ende 2022 und Anfang 2023 konnten auch sowohl die Jungschützen- als auch die Vereinsfahne von 1954 durch großzügige Zuschüsse und Spenden restauriert und somit vor dem Verfall bewahrt werden. Traditionell hat die Jugendarbeit im Schützenverein Himmelpforten einen ganz hohen Stellenwert. Resultierend aus der engagierten Arbeit der Jugendleiter konnten viele junge Talente an das Sportschießen herangeführt werden. Ganz besonders stolz ist der Verein darauf, seit 2015 den Titel Talentnest im NWDSB führen zu dürfen. Hervorragende sportliche Ergebnisse werden jedoch auch weiterhin von den erwachsenen Sportschützen erzielt. Einen ganz erheblichen Anteil hieran hat die Paraabteilung, für die Stefan Reichelt bereits zwei mal in den Jahren 2016 und 2023 den Titel Deutscher Meister erringen konnte. Im Jahre 2022 wurde Ingo Döhring zudem Deutscher Vizemeister. Auch bei weiteren Meisterschaften konnten die Paraschützen regelmäßig vordere Plätze belegen. Seit 2022 existiert das Blasrohrschiessen als offizielle Disziplin in der Sportordnung des Deutschen Schützenbundes. Auch der Schützenverein Himmelpforten hat diese noch junge Disziplin für sich entdeckt. Im Oktober 2023 begannen die ersten drei Schützen mit dem Blasrohrtraining, die Sparte ist zwischenzeitlich auf 10 aktive Blasrohrschützinnen und - schützen angewachsen. Diese haben bereits erfolgreich an überregionalen Turnieren bis hin zur Deutschen Meisterschaft teilgenommen- Steffen Kühlke konnte sogar im Jahr 2024 den Titel des Landesmeisters erringen. Für das anstehende 125 jährige Vereinsjubiläum wurden die Sperren für die Königs- und Königinnenwürden sowohl im Jungschützen- als auch im Altersbereich aufgehoben. Als König 2024 führt Sven Thieße, der die Königswürde bereits im Jahre 2006 errungen hatte, den Verein ins Jubiläumsjahr 2025. Zu den vorrangigen Aufgaben des Schützenvereins Himmelpforten wird es auch weiterhin neben der Förderung des Sportschießens gehören, die Kameradschaft zu pflegen und die Tradition und den Heimatgedanken zu wahren.